Samstag, 12. Juli 2014

Zwei Wochen Gulag

Für die aktuelle aktuelle Ausgabe der WASD habe ich mich zwei Wochen lang  bei Farmville 2 herumgetrieben, um mal herauszufinden, was das eigentlich für ein Spiel ist. Was es will, was es soll, warum es das gibt. Wie es funktioniert. Warum die Faszination so gigantisch groß ist, genau wie die Kritik. Ich habe Weizen abgebaut, Tomaten, Mais, ich habe irgendwelche Kuchen zusammengemischt und bei meinen Freunden um Babyfläschen und Bretter gebettelt. Und am Ende kam ich mir vor, wie einem Gulag. Hier also: Meine Notizen aus dem Arbeitslager.

[Die Print-Ausgabe lohnt sich übrigens sehr - 15,90 € sind zwar ein stolzer Preis, dafür aber gibts ein schickes, goldglänzendes Cover. Und ein paar der besten deutschen Schreiber über digitale Spiele, man möchte sagen: ein Dream Team, die endlich mal den Raum haben zu tun, was sie schon immer mal tun wollten. Und viele neue Erkenntnisse. Und brillante Illustrationen. Und eine Videospielwährunsumrechnungstabelle. Für alle, die schon immer mal wissen wollten, was ein Zelda-Rubin in Euros wert ist und wieviele Kronkorken man dafür bekommt.]




                                                                                                                                  

Meine kleine Farm
                                                                                                                                   
Rohstoffmangel, unbrauchbares Geld, Zeitdruck, halbfertige Ruinen von Farmgebäuden. Kaum eine Möglichkeit, etwas daran zu ändern. Trotzdem ist alles immer bunt und viel zu fröhlich. Irgendetwas stimmt da nicht. Persönliche Notizen aus einem Gulag namens Farmville 2.


1.
Das ist kein Spiel, das ist ein Gulag!“ schreie ich, spätnachts oder frühmorgens, schon ein wenig betrunken. Wir sind auf dem Weg von einem Laden, der gerade geschlossen hat zu einem, der noch lange offen haben wird.
Ich habe vor ungefähr drei Wochen mit Farmville 2 angefangen. Und seitdem jeden Tag gespielt.

2.
Dieser Text sollte der Versuch einer Rehabilitation werden. Andere Menschen – nennen wir sie echte Gamer – blicken vielleicht etwas abschätzig auf Farmville. Auf Candy Crush. Farmheroes. Diamond Dash. Auf diese ganzen Facebook-Zeitkiller.
Mir ist diese Arroganz fern. Ich habe auf Facebook Pet Society gespielt, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich habe sogar schon einmal 69 Cent für irgendeinen Krempel bezahlt, den ich in Candy Crush brauchte. Ich habe solche Spiele immer gemocht. Weil sie mir auf langweiligen Zugfahrten zur Seite gestanden haben. Weil sie so gut gebaut sind, dass sie mich einsaugen. Weil sie manchmal genau sind, was ich brauche.
Und dann plötzlich stehe ich nachts auf einer dunklen Straße, und nehme Worte wie „Gulag“ in den Mund.