Samstag, 7. Februar 2015

Die letzte ihrer Art

Für diese Ausgabe der WASD habe ich auch noch einen Text geschrieben. Es war eine Sammlung, in der Autoren über ihre Disketten schrieben. Ihr Verhältnis dazu, ihre Nostalgie, diese Dinge. Ein schönes Mosaik, insgesamt. Mein Text war dieser:


Die Diskette, die überlebte

Ich habe immer noch eine Diskette. Eine einzige. 3 ½ Zoll. Sie hat, ich weiß nicht, 5 oder 6 Umzüge quer durch Europa überstanden. Die Trennung meiner Eltern. Eine viel zu verrückte Exfreundin, eine viel zu traurige Exfreundin, eine, die ganz normal war und mit der ich heute auch noch spreche. Meine Diskette war bei mir als mein Herz gebrochen wurde, als ich mich verliebte, als ich Freunde kennen lernte und sie auf dem Weg wieder verlor.
15, 16 Jahre lang war sie da. Wenn mir wichtiges passierte und unwichtiges.
Sie war da, als ich alle meine anderen Disketten wegwarf, weil ich kein Laufwerk mehr hatte, dass sie lesen konnte. Sie warf ich nicht weg.
Ich habe sie heute herausgeholt. Aus einem Karton in meinem Arbeitszimmer, von ganz unten. Sie hat ein gelbes Label, das halb abgerissen ist. Ich habe einmal, eilig, das Wort „Wichtig“ darauf gekritzelt.

Ich weiß nicht mehr, was darauf ist. Ob überhaupt noch etwas darauf ist. Ich glaube nicht, dass wichtig ist. Sie ist meine Diskette. Die Diskette, die überlebte.