Samstag, 23. März 2013

Aachen, Alter, hier ist der Tod zuhaus


Mal wieder ein bisschen Prosa, dieses Mal sogar welche, von der ich weiß, wo sie herkommt. 
Es ist so, dass ich irgendwann 2010 mal in Aachen war, mit ein paar Freunden, von denen einer auf diesem Platz vor dem opulenten Aachener Rathaus voll gegen eine Laterne rannte, mit Platzwunde und allem. Das ist das eine.
Das andere ist, dass ich eine große, große Affinität zu Horrorgeschichten habe, und einer meiner ersten literarischen Lehrmeister Stephen King ist. 
Das dritte ist, dass ich, während wir in Aachen waren, von jemandem dieses wunderbare Hip-Hop-Stück gezeigt bekam, mit dem Refrain "Das ist Aachen, Alter, hier ist der Tod zuhaus".
Ich schmiss das alles in einen  Topf, rührte gut um, und Voilà: Eine surreale Vampirgeschichte mit  noch einem guten Schuss amerikanischem Neo-Folk dazu. 
Erschienen ist das ganze dann in dieser Anthologie



Die Spielplätze der Irren


Der Spielplatz der Irren.
Bild von hier.
Der Spielplatz der Irren ist der Platz der Herrscher, der tausend Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und die Erlöserposen verdrehen Julien den Kopf: Das Geräusch eines Schädels, der voll gegen eine restaurierte historische Laterne knallt. Karl der Große, und der Rest der Kaiser am Rathaus und ein in Gold gegossener Krieger auf einem Brunnen schauen in Heldenpose zu, als Julien sich an den Kopf fasst, und seine Platzwunde blutet auf das Kopfsteinpflaster. Zwei Irre taxieren ihn mit schräggelegten Köpfen: Der eine, der sich anzieht wie eine Puppe, mit roten Lippen den Plastikwangen, und der andere, mit freiem Oberkörper, ein drahtiges Etwas, das am liebsten Solariumfrauen mit kleinen Hunden anquatscht. Zwischen Juliens Fingern quillt das Blut, und der Drahtige hat sich jetzt entschlossen, zu Julien zu tanzen: Komm mit, da drin gibt’s Pflaster, sagt er, sie schneiden oft in Ohren. Er zerrt Julien über den Platz, zum Laden an der Ecke, an dessen Fassade ein goldener Kamm und eine goldene Schere sind.

Sonntag, 3. März 2013

Schmerzen und Spaß (Teaser)


Das ist es, das Buch. Bild von mir.
Zugegeben: Ein bisschen ist das jetzt Werbung. Ein Teaser-Trailer. Aber ein bisschen auch nicht. Ein bisschen ist es auch Essay: Das hier ist ungefähr ein Drittel meines Essays für den Games-Studies-Sammelband "Build ’em Up — Shoot ’em Down. Körperlichkeit in digitalen Spielen", erschienen im Verlag Werner Hülsbüsch und dort auch zu kaufen. Mit Beiträgen nicht nur von mir, sondern auch von Christian Huberts, Rudolf Inderst und einem Vorwort von Frans Märyä.


Harry Potter und der Muskelkater
Ein Selbstversuch aus verschiedenen Richtungen über das Verhältnis zwischen Körper, Controller und Spielfigur


Eines Morgens – im Grunde eher mittags - wachte ich auf, und hatte Muskelkater im rechten Arm, der Arm, in dem ich in der Nacht zuvor die Wiimote gehalten hatte. Ich hatte den größten Teil der Nacht „Harry Potter und der Halbblutprinz“ gespielt, und die Wiimote war eigentlich gar keine Wiimote, es war mein Zauberstab. Wenigstens kam sie in diesem Spiel so dicht an einen Zauberstab heran, wie kaum etwas anderes, was ich jemals in der Hand gehalten habe. Am Ende muss man in dem Spiel gegen eine absurd große Menge Todesser antreten, und für den in dem Fall nützlichsten aller Zaubersprüche – Stupor – musste ich meinen Zauberstab, meine Wiimote, blitzartig Richtung Bildschirm stoßen: Für jeden Zauberspruch in dem Spiel muss man eine solche Bewegung machen: einen Kreis in die Luft zeichnen, ruckartige Stöße in verschiedenste Richtungen. Außerdem muss man an mehreren Punkten im Spiel Rührbewegungen mit der Wiimote machen, um Zaubertränke umzurühren. Daher der Muskelkater, hauptsächlich im Trizeps. Ich lag also da, in meinem Bett, mit schmerzendem Trizeps, und dachte: Das ist nicht mein Muskelkater, den ich da habe. Das ist der Muskelkater von Harry Potter. Ich glaube, dass in dieser Erkenntnis, diesem Gedanken, etwas Interessantes verborgen liegt, etwas, das einem viel über das Verhältnis zwischen Spieler und Spielfigur in digitalen Spielen erzählen kann. Etwas über das eigenartige Verhältnis der Körper, die da aufeinander treffen. Und der Erzählungen, die sich daraus ergeben.