Donnerstag, 27. Dezember 2012

Küblböckplätzchen

Bild von hier 
2010 war ich auf einem Daniel-Küblböck-Konzert, das heißt, ich schob meinen Presseausweis vor, weil ich ich herausfinden wollte, dass verdammtnochmal der jetzt eigentlich so macht.  Und einfach mal, um zu sehen, ob es klappt, fragte ich noch nach einem Interviewtermin. Lustigerweise klappte das, und außerdem durfte ich noch auf das Konzert.

Tatsächlich war es gar nicht so schlimm, wie gedacht, eigentlich fand ich mehr die Fans erstaunlich, also eigentlich die Tatsache, dass die meisten Küblböck-Fans offenbar ältere Damen sind, die auf der Suche nach einem Ersatzschwiegersohn sind, was die ganze Angelegenheit zu einem der skurillsten Konzerte machte, auf dem ich je war. 
Außer mir waren noch zwei andere Pressevertreter da, und zum Glück hatte man uns zusammengesetzt, so dass wir uns hin und wieder in die Augen schauen konnten und uns stumm fragen, in was genau wir da eigentlich hineingeraten waren. 

Wir alle drei lieferten unsere Texte ab, und das interessanteste an der ganzen Sache war, dass die Kritiken und Reportagen, die wir geschrieben hatten, in Daniel-Küblböck-Fanforen haarklein analysiert wurden, mit einer gewaltigen Fanforenenergie jeder Satz, jeder Punkt, jedes Komma  interpretiert wurden[leider ist das ganze schon eine Weile her, und ich finde nur noch einen Link - es waren, wenn ich mich richtig erinnere, mindestens drei oder vier dieser Textanalyseforen]. Und dass man dort mit meinem Text nichts anfangen konnte - ein paar meinten, er sei despektierlich, ein paar meinten, doch eher nicht, aber größtenteils war man sich unsicher, was das eigentlich sollte. Ich weiß es auch nicht mehr genau. Aber ich erzähle nach wie vor gerne von dem Tag, als die Kommunikation zwischen mir und Daniel Küblböck gründlich schiefging. 



Plätzchen für Daniel Küblböck


Ob der Daniel die wohl mag?“, fragt Ilse, und schiebt der Kartenverkäuferin zwei Gläser mit Plätzchen über den Tisch. „Die mag der Daniel“, sagt die Kartenverkäuferin, „Ich tu die mal zu den anderen.“

Sie fummelt die Gläser in eine Tüte, die neben der Geldkassette steht. Die Tüte ist voll, schon ein bisschen ausgebeult. Ilse wird in Küblböck-Fanforen immer wieder als „besonders treuer Fan“ bezeichnet, wobei unklar ist, woher diese Differenzierungen jetzt genau kommen. Die letzten zwei Tage hat Ilse jedenfalls über die Plätzchen getwittert, die sie gerade weitergereicht hat.

Eine Viertelstunde für die Fragen

Es schneit in Hildesheim, wo das Konzert stattfinden soll. Nicht stark, aber immer mal wieder, es ist kalt geworden. Der Termin fürs Pressevorgespräch mit Küblböck ist um viertel nach drei am Tag des Konzertes angesetzt. Einlass ist zwar erst um sieben, aber zehn, zwanzig Menschen warten schon auf der Treppe vor der Halle, zusammengedrängt gegen die Kälte. In der Halle selbst werden noch Stühle geschoben, steht die Band mit Küblböck als kleines Grüppchen in der Ecke, jemand hängt ein Banner mit einem riesigen, sonnenbebrillten Küblböck auf. Das Pressegespräch findet im Backstage-Raum statt, Käsebrötchen liegen in einer Ecke auf einem Edelstahl-Tablett. Im Hintergrund sitzt als Aufpasserin eine Frau von Küblböcks Künstleragentur „Positive Energie“, von der er sich selbst vertreten lässt. Sie schaut von Zeit zu Zeit auf ihre Uhr, eines dieser damenhaften, goldenen Dinger mit schlanken Gliedern. Eine Viertelstunde Zeit für Fragen, sagt sie.

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Wutwürstchenbakterien

"Lustig ist ja, dass die Handvoll Königsblogger, die übrig geblieben sind, und die sich nach wie vor als Speerspitzen einer diffusen Art von Gegenöffentlichkeit verstehen, zu hysterischen, profilneurotischen Marktschreiern entwickelt haben, die hauptsächlich die Schlüsselreize der verdauenden Netzbakterien aktivieren als tatsächlich etwas zu tun."
Mehr hier.


Einfach mal ins Tuch beißen, statt laut zu schreien.
Bild von hier.
Eine lange Geschichte, ganz kurz: Der verlinkte Text ist ursprünglich in der ersten Ausgabe der eigenartig-wunderbaren Zeitschrift "echauffier - Magazin für Empörung" erschienen, so gegen Mitte 2011, zu den großen Zeiten des Wortes Wutbürger (sagt man das noch? Oder sind jetzt alle einfach so wütend?). Ich beobachtete zu der Zeit, dass die Menschen in meinem Facebook-Stream sich plötzlich immer mehr politisierten, was das eben auf Facebook heißt: Weniger Spiele, weniger Kätzchen, mehr Links zu Petitionen und mehr große Appelle. 

Ich wusste damals - und weiß heute auch noch - nicht, ob ich das jetzt gut finden soll. Ich bin ein eher unpolitischer Mensch (ich habe meine Gründe, sie mögen falsch oder richtig sein, aber sie sind ziemlich kompliziert, ich lasse das hier jetzt mal weg, diskutiere das aber gerne privat). Selbstverständlich finde ich es generell eher wünschenswert, dass die Menschen, die sich da in meinem Facebook-Stream artikulieren, der Meinung sind, es liefe etwas schief. 

Allerdings gibt es da diese feine Linie zwischen Artikulation und Belästigung, und die wird gerne mal überschritten. 
Mir ist es mal passiert, dass mich ein Greenpeace-Mensch fragte, ob ich nicht etwas für die Pandas spenden wolle, das war in einer Ubahn-Station, und ich sagte: Nein, und der Greenpeace-Mensch verfolgte mich tatsächlich noch ein paar hundert Meter, und fragte immer weiter, und ich sagte immer wieder Nein, und am Ende fragte er: Mögen Sie denn keine Pandas? Jeder mag doch Pandas. 
Ich mag zum Einen die Art nicht, wie mir da suggiert wird, dass ich ein schlechter Mensch bin. Und zum anderen mag ich es nicht, so belästigt zu werden.
Auf Facebook übertragen funktioniert das so, dass ich ständig irgendwelche Petitionen unterzeichnen soll, oder ich ständig zu irgendwelchen Demos eingeladen werde, dass bestimmte Artikel oder Aufrufe irrsinnig oft im Stream auftauchen, und egal ob ich das entsprechende Ding jetzt unterstütze oder nicht: Ich empfinde das als leicht belästigend. Und ein bisschen triggert das - je nachdem, wie penetrant da jetzt gepostet wird - auch dasselbe Schuldgefühl wie bei der Sache mit den Pandas. Als sei ich ein schlechter Mensch, nur weil mir das jetzt gerade egal ist (wie sinnvoll oder nicht Facebook als Plattform für politisches Engagement ist, ist nochmal eine andere Frage).  Ich möchte nicht ständig in die Kämpfe anderer Leute reingezogen werden, und ich möchte mich nicht darum kümmern müssen, dass das nicht passiert. 
Ich möchte mir bitteschön selber aussuchen, worüber ich mich aufrege. 

Ich glaube, darum geht es in diesem Text: Dass es mich schlicht irgendwann genervt hat, wenn ich von allen Seiten mit den Idealismen fremder Leute bombardiert werde. Ist jetzt nicht wirklich schlimm, aber, naja, schön ist das auch nicht. Und weil der echauffier ja das Magazin für Empörung ist, habe ich die Aufregungsregler auf 11 gedreht. 



Donnerstag, 6. Dezember 2012

Fünf aus zwei von 10x10


Ich bekomme manchmal Anfragen, nicht so oft, wie ich es mir wünschen würde, aber doch von Zeit zu Zeit. Menschen, die ich kenne, machen kleine oder große Projekte, haben bekloppte oder weniger bekloppte Ideen. 
In diesen Fall wollte jemand, den ich kenne, das Decamerone aktualisieren, es sollte ein Film werden, in dem wiederum diese neu erzählten Geschichten erzählt werden würden. Ich sollte eine dieser Geschichten aktualisieren, ich entschied mich für die fünfte Geschichte des zweiten Tages, ich weiß nicht mehr warum, aber die sagte mir am meisten zu. Ich glaube, ich fand die Lebensgefahr gut. 

Ganz ehrlich gesagt: Es ist nicht meine beste Geschichte, und ich hätte mich, glaube ich, mehr von der Vorlage lösen sollen. Überhaupt ist Rucksacktouristenprosa ein eher kritisches Genre.

Ich weiß auch nicht ganz genau, was aus dem Filmprojekt dazu geworden ist. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass der Film irgendwo dort draußen existiert, und dass ich ihn auch mal zu sehen bekomme. 




Fünfte Geschichte
In der ein unerfahrener Rucksacktourist behauptet, dreimal in einer Nacht in Lebensgefahr geraten zu sein, am Ende aber mehr bekommt, als er wollte.

Party like it's 1349. Bild von hier.
Ich weiß nicht mehr, wie alt wir waren, auf jeden Fall waren wir jung: Wir wollten nichts als uns abschießen. Es war nicht unsere erste Reise, aber die erste Richtige: Wir hatten das Übliche hinter uns, Saufen in der Ukraine, Kiffen in Holland, solche Dinge. Würde man mich heute fragen, ich würde sagen, wir waren naiv: Wir waren einfach losgeflogen, soweit nach Süden und so billig wie möglich. Es ist in Palermo kein Problem an Drogen zu kommen: Ganz Sizilien liegt ja nur einen Steinwurf entfernt von Nordafrika, im Grunde ist Palermo eine afrikanische Stadt. Wir wollten nichts exotisches, wir wollten nur zwei, drei Joints rauchen, vielleicht einen billigen Rotwein dazu trinken, uns vielleicht auf Kirchenstufen legen und die Logik hinter den Lichtern zu erkennen. Wir stellten unsere Rucksäcke im Zimmer ab, Andre steckte ein paar Scheine in die Tasche, und wir versprachen der Wirtin – einer ausladenden Witwe mit Marienschrein in der jeder Ecke des Hauses - morgen zum Frühstück zu erscheinen.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Zukunftskram

Das hier ist ein Text, mit dem ich mich für das CeBIT-Bloggerstipendium 2013 bewerben will, und angeblich funktioniert das ganz einfach, in dem ich diesen Link einfüge. Spannend, das, und hoffentlich klappts auch.

Es ist ein Text, in dem ich ein bisschen über die Zukunft von Retro-Design fabuliere, und die Frage, aus welcher Zeit das ganze Zeug der Zukunft kommen wird. Ich weiß, bis zu einem gewissen Punkt ist das Scharlatanerie, aber ich glaube auch, dass man aus seiner eigenen Sozialisation nur schwer herauskommt. Also los. Der Artikel. Hier drunter steht er, und er geht so:





Zurück in die Zukunft
Retro und Zukunft. Wilde Spekulationen über Geräte und Software von morgen.


Ich weiß nicht genau, was diese Grafik bedeutet.
Quelle.
Ein Einstieg, um die Nostalgie in Wallung zu bringen: Es ist Dezember 1992, ein Samstag, ich bin neun Jahre alt und habe den Nachmittag damit verbracht, in den örtlichen Geschäften Weihnachtsgedichte aufzusagen, weil es dafür Freikarten für das Karussell auf dem Weihnachtsmarkt gibt. Es ist 16:00 Uhr, und ich muss nach Hause, weil um 16:25 der Disney Club anfängt, und das will ich auf keinen Fall verpassen. 
Der Disney Club war mein erstes festes Fernsehdate, und wenn ich heute im Freundeskreis nur die Namen Stefan, Ralf und Antje sage, und dazu die ein oder andere Titelmelodie vor mich hin summe, kann ich sicher sein, dass die Antwort darauf begeistertes Gekreische ist, und eine längere Unterhaltung über die Erinnerungen, die ich damit ausgelöst habe.

Montag, 3. Dezember 2012

Indie sein

Indie Games sind irgendwie ein Ding, nach wie vor. Jedes Humble Bundle verkauft sich besser als das vorhergehende (obwohl das aktuelle Bundle nicht mehr sehr Indie ist, aber das ist ein anderes paar Schuhe), Filme wie Indie Game: The Movie mystifizieren die Szene, erheben die Protagonisten in den Status von Künstlern und behaupten das Indie-Game-machen auch als Lifestyle. Spiele wie "Super Meat Boy", "Braid" oder "Lone Survivor" sind, zusammen mit vielen, vielen anderen, tatsächlich super, und vor allen Dingen: Innovativer als die meisten Fließband-Blockbuster-Games. Steam, der Google Play Store und Apples App Store sind, trotz ihrer jeweiligen, speziellen Probleme, gute Vertriebsmöglichkeiten.

Mich interessierte, was die deutsche Indie-Szene so treibt, also trieb ich mich Mitte 2012 für die GEE überall herum und telefonierte noch mehr, auf der Suche nach den Protagonisten der deutschen Indie-Games-Szene. Und fand heraus: Es gibt sie. Es gibt viele davon. Und sie hatten großartige Sachen in den Startlöchern, die mittlerweile auch schon fertig sind.


Illustriert hat die Reportage der großartige Axel Pfaender, und allein deshalb lohnt es sich, die entsprechende, wenn auch etwas ältere Ausgabe der GEE zu kaufen







Das Leben der Anderen

Wer hätte das gedacht: In Deutschland findet sich im Moment eine starke Indie-Game-Szene zusammen, die sich auch international nicht zu verstecken braucht. Jan Fischer hat für die GEE mit den Protagonisten der Szene gesprochen.



Indie Game, das Material. Bild von hier.
Tinys Laser zerschneidet die riesige Steinfigur als wäre sie aus Butter, zwei Brocken fallen runter in den Wüstensand, wirbeln Staub auf. Tiny steht davor, seine Körperhaltung wirkt stolz, irgendwie zufrieden.
Sebastian Schulz, 32, rückt näher an den Bildschirm. Er betrachtet die beiden Brocken im Wüstensand, „Früher“, sagt er und legt den Kopf schief, „wäre da ein ganz komisches Polygon entstanden.“ Die anderen fünf Mitglieder des „Black Pants Studio“ stehen um den Bildschirm herum und nicken. Überall sind Kabel, die sich über Tischreihen mit PCs winden, mehr davon, als eigentlich in den Raum passen. An den Wänden hängen Poster von David Hasselhoff und den Scorpions. Der Raum im Gebäude Wilhelmshöher Allee der Universität Kassel trägt tatsächlich die Nummer 1337. Dass hier gerade eines der am meisten erwarteten Indie Games der nächsten Zeit entsteht, darauf käme man nicht unbedingt. Tatsächlich wird hier gerade letzte Hand an „Tiny&Big“ gelegt, und wie sehr das Spiel erwartet wird, kann man in der hinteren Ecke des Raumes sehen: Fast schon verschämt, auf einem Billy-Regal stapeln sich da Trophäen von deutschen und amerikanischen Indie-Game-Preisen.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Rumlaufen und Beobachten


Menschen waren mir schon immer ein Rätsel, vor allem, wenn sie Dinge tun. Ich weiß nicht, ob es anderen auch so geht. Ich hoffe schon. Im Frühling 2011 hatte ich diese wunderbare Idee zu einer wöchentlichen Reihe im TITEL-Magazin, die "Passantenpassagen" heißen sollte: Ich wollte Menschen durch die Stadt verfolgen. Sie dabei beobachten. Protokollieren, was sie dort tun. Wo sie hingehen. Vielleicht dem Rätsel noch eine Ebene hinzufügen. Vielleicht einfach sehen, was passiert, wenn ich sie - zumindest für mich und die Leser - ganz kurz mal heraushebe aus dieser anonymen Masse, in der sie sich bewegen. Über die Zeit hätte sich ein, denke ich, schönes Kaleidoskop menschlicher Verhaltensweisen ergeben, ein Protokoll urbaner Bewegungsweisen, wenn man es ganz hoch hängen möchte. 

Das Ganze gedieh soweit, dass ich einen Prototyp schreiben sollte. Leider entwickelte es sich dann nicht weiter, irgendwie hatten alle gerade Urlaub, ich hatte dann anderes zu tun, die Idee schlief ein, und irgendwann verfolgte ich sie nicht mehr weiter. Einerseits finde ich das schade. Andererseits ist das vielleicht auch ein Projekt gewesen, dass  durchaus psychopatische Züge hatte.




Passantenpassagen (1): Ein Schlachtschiff von Mensch

Jan Fischer beobachtet für seine Reihe "Passantenpassagen" Menschen, die glauben anonym zu sein: Mitten in der Stadt. Notizen einer Verfolgung.


Aber auch sonst. Foto von mir.
Sie steigt am Hauptbahnhof aus der S-Bahn: Kurze, aschblonde Haare, mit schwarzen Highlights, und bei jedem Schritt schwankt sie hin und her, als gäbe es auf dem Bahnhofsvorplatz Wellengang, den sonst niemand spürt. Sie geht schnell, schneller, als man es von jemandem erwarten würde, der so ausladend ist:. Sie hält sich nicht lange an einem Ort auf: Sie überquert den Bahnhofsvorplatz, hat schon die Dönerläden, die ihn umsäumen hinter sich, schaut nicht nach rechts oder nach links, sie weicht niemandem aus: Die Leute weichen ihr aus. Sie bewegt sich, als wären alle anderen ihr ein Ärgernis, als sei die pure Anwesenheit anderer Menschen um sie herum eine Provokation. Sie flaniert nicht, sie geht nicht spazieren: Diese Frau hat ein Ziel, und mit jedem ihrer schwankenden Schritte baumeln ihre Arme vor und zurück, als könne sie einfach alle, die ihr im Weg stehen mit ihren gewaltigen Gesten wegrudern. Ein Schlachtschiff von Mensch.

Samstag, 1. Dezember 2012

Kein Wunder, dass der Ozean blau ist


Von 2003 bis 2011 studierte ich in Hildesheim Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus. Die nachfolgende Kurzgeschichte ist in einer der Studiengangsanthologien erscheinen, Landpartie heißt das, dieser Text steht in der von 2009
Tatsächlich ist dies ein Text, der es ziemlich weit gebracht hat: Ich habe ihn auf der Leipziger Buchmesse gelesen, in irgendsoeiner Galerie, in der ich kurz vor dem Lesungstisch stolperte, weil ich müde war, und Wein und Bier gehabt hatte, und etwas von der Kunst herunterriss, die dort an den Wänden hing.
Ich habe ihn auch in Weimar gelesen, auf dem Literaturfestival Juli im Juni von 2010, an meinem Geburtstag. Ich bekam einen Gingko geschenkt, und feierte noch ein bisschen, so lange, bis ich im Morgengrauen mit dem Ginkgo unter dem Arm (der mittlerweile in einer Punk-Kneipe umgefallen war) wieder ins Hotel zurückstolpterte. Ich möchte nicht wissen, was der Portier sich gedacht hat. 
Außerdem habe ich ihn einmal bei einem netten, kleinen Event in einen Mehrgenerationenhaus gelesen. Da hatte ich aber nur Cola.

Lustige Geschichte nebenbei: Es ist immer wieder ein Problem, das Emoticon am Ende des Textes auf einer Lesung zu lesen. Ich habe da verschiedenes ausprobiert, aber nie wirklich eine vernünftige Lösung gefunden. 

Inspiriert übrigens von dem Song "Pacific Ocean Blues" von Dennis Wilson, dank der GEMA leider nicht verlinkbar. Und diesen komischen, sehr jungen Mädchen, die mit diesen viel zu dünnen Beinen durch die Fußgängerzonen staksen. Und einem Essay über Pokémon, den ich parallel schrieb. 



Pacific Ocean Blues


Yeah yeah yeah yeah
Water yeah water yeah water yeah“

Dennis Wilson - Pacific Ocean Blues



Stürme innen, Stürme außen. Bild von hier.
Schon auf dem Schiff schimmerte das Metall in den Zähnen des Vogelmädchens. Pacific Ocean Blues bemerkte es nie. Das Metall war dem Vogelmädchen hinters Zahnfleisch geschoben zur Verstärkung ihrer hohlen Vogelknochen. Ihre Augen standen schief. Ich hatte die ¾ -Gitarre sicher unter Deck gebracht. Was sie trug war rosa und glänzte von kleinen Glitzersteinen. Meine Eltern stellten mich ihren Eltern vor und stellten mich ihr vor. Ich schüttelte ihre Hand, und sie sah mich mit ihren schiefen Augen an. Ihre rosa Glitzermütze flatterte im Seewind. Sie hatte Reiherbeine und weiße Haut aus weichem Plastilin.
So, sagte ich.
So, sagte sie.
Wir fahren zur Insel, sagte ich.
Hier gibt es nur Inseln, sagte sie.
Wie in Japan, sagte ich.
Hokkaido, sagte sie.

Prinzessinnen

Da sind sie lang. Bild von hier.
"Die Berichterstatter müssen nach Bruchpunkten suchen, weil dieser komische königliche Prunk, dieser mit voller Ernsthaftigkeit durchgezogene Pathos mit all diesen Fellmützenmusikern, durch-choreograhpierten Liturgien, die ganzen Kutschen, der Hutzwang für Frauen ohne die Möglichkeit, dass es scheitern könnte, einfach nicht erträglich wäre: Der Bruchpunkt ist dort, wo die Inszenierung kippt, und es ist schon die Suche nach den Bruchpunkten selbst, die die Geschichte, die da erzählt wird einerseits davor bewahrt ins Lächerliche zu kippen, und andererseits interessant macht."

Mehr hier. 

Ich kann auch anders. In diesen Text nämlich, eine Reportage, bzw. eigentlich eher ein Witz, fürs TITEL-Magazin, über die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton. Also eigentlich eher eine Reportage über die Berichterstattung darüber. Aber auch eine Reportage darüber, wie ich den ganzen Tag im Bett liege, Aufbackbrötchen esse und die Berichterstattung über die Hochzeit anschaue. Je mehr Ebenen, desto besser, vor allem, wenn ich bei einer davon im Bett liegen kann.


Freitag, 30. November 2012

Kriegsberichterstattung

"Anonymous wandelte sich mit der Zeit zu einer starken, kollektiven Identität, und mit der Zeit entstand aus der zügellosen Ursuppe von /b/ etwas anderes: /b/ war nunmehr nur die Keimzelle, der Ort, Anonymous nannten sich die Menschen, die sich dort bewegten. Und sie wollten sich ihre Freiheiten um keinen Preis beschneiden lassen"

Erster Teil der Reportage hier. Der zweite Teil ist hier


Flagge ohne Identität. Bild von hier.
Ende 2010 / Anfang 2011 legte ich mir ein hochkarätiges Antivirenprogramm zu und trieb mich in der Ursuppe des Internets (NSFW!) rum. Das war die Zeit der großen Attacken von Anonymous-Aktivisten mit der Operation "Payback" auf sich aufmerksam machten. Es gab eine Menge Berichterstattung über diese neue Form des Aktivismus. Mich interessierte das, nicht unbedingt der Aktivismus und die politischen Implikationen als solche - obwohl er deutlich weniger muffig ist als alles andere, was sich vorher so Aktivismus nennen konnte -, sondern eher die Frage, wie eine solche Gruppe überhaupt funktioniert, und wie sie sich entwickeln konnte. 

Ich befasste mich also mit der Geschichte von Anonymous, versuchte, Fakten von Legenden zu trennen, versuchte, mich damit zu befassen, wie ein kollektives Bewusstsein überhaupt greifbar sein kann, ohne mich auf Vereinfachungen einzulassen (Stanislaw Lem half mir bei dieser Frage weiter). 

Ich stellte fest, dass die meiste Berichterstattung den Fokus auf die politischen Aktionen von Anonymous legte, aber mit keinem Wort das erwähnte, was ich für mich unter "grobem Unfug" zusammenfasste, also diejenigen Aktionen, denen man von außen keinen Zweck, keinen Sinn auferlegen konnte, Aktionen, die einfach nur böse waren, kaum mehr als pubertärer Humor.

Das ist auch wieder so eine Geschichte, die längst von der Realität eingeholt worden ist - spricht noch jemand von Anonymous, in letzter Zeit? - und ich glaube, dass meine These, dass diese medial erzwungene Ausrichtung von Anonymous auf politische Ziele das Ende des Kollektivs bedeutete, sich als richtig erwiesen hat. 

Absprung


Ganz ehrlich gesagt: Ich weiß nicht mehr genau, wann ich diese Kurzgeschichte geschrieben habe. Ich platziere sie einfach mal nach 2010, das könnte hinkommen, vielleicht war es aber auch 2011. Es spielt auch keine Rolle, es ist eine dieser Kurzgeschichten, die mir manchmal passieren, Ausschuss, ein paar Seiten, die ich hinhacke, wenn gerade eigentlich etwas anderes ansteht. Ausnahmsweise ist es mal eine, die ich tatsächlich beendet habe [Hier gibt es übrigens mehr davon für billig als eBook zu kaufen].

Es ist eine Geschichte, die ziemlich typisch für die Art ist, wie ich arbeite, auch, wenn sie sprachlich und inhaltlich mir zwar gefällt, aber doch eher Sub-Standard ist. Es ist aber, typisch für mich, eine wirr zusammgebastelte Angelegenheit aus Erinnerung und Erfindung, Borderline-Surrealismus, halb verstandenen Frauengeschichten und dazu noch immer wieder dieser Zoom auf vielleicht (etwas zu) symbolische Details. 

Untypisch, für mich, ist dieses Medien-Ding, also zum Beispiel, dass es um einen Super Nintendo geht. Normalerweise versuche ich hermetische Referenzräume zu bauen, also Geschichten, die sich nur an ihrem eigenen Motivfundus bedienen - Ideengeber in ist da, in gewisser Weise, David Lynch - , und sie nicht mit allzu sehr belegten Fremdmotiven, also solchen von außen anzureichern (mir ist klar, dass das nicht vollständig möglich ist, trotzdem).  
Das erleichtert mir meine leichte Tendenz zu surrealen Bildern, oder zu solchen aus dem magischem Realismus aber das sagen nur Leute, die mich beleidigen wollen. Auf jeden Fall ist es so viel einfacher, meine eigenen Motive zu unterwandern und zu drehen, es gibt mir eine größere Kontrolle über Motive und Bilder. Untypischerweise ist das in dieser Geschichte auch gar nicht so stark, in dem Sinn ist sie, für mich, auch ein bisschen experimentell. Aber nicht sehr.



Feigling


Bild von hier.
Als wir jung waren, sprangen wir ständig: Wir sprangen von Bäumen, wir sprangen vom Rutschturm auf dem Spielplatz, im Sommer sprangen wir ins Wasser und im Winter in den Schnee, wir sprangen in die dunklen Keller verlassener Gebäude, um unseren Mut zu beweisen, und wenn es nichts gab, von wo wir runterspringen konnten, sprangen wir einfach auf der Stelle auf und ab. Als wir jung waren, verbrachten wir mehr Zeit in der Luft als auf dem Boden.
Was mich heute wundert, ist nicht, dass wir fünf Jahre lang ununterbrochen flogen, viel mehr wundert mich, dass wir dabei so selten fielen.


Es gibt nur eine Verletzung, an die ich mich erinnern kann: Ich brach mir beide Arme. Zuerst merkte es niemand. Ich war von einem Kastanienbaum gesprungen, es war Herbst, und wurde früh dunkel, ich hatte die Kastanien übersehen, die unten um den Baum lagen. Ich landete zwar auf den Füßen, aber meine Füße rollten auf den glatten Früchten weg, mitten im Schwung meines Aufpralls, ich fiel nach vorne, und knallte mit beiden Armen auf die Kastanien. Meine Freunde – diejenigen mit denen ich damals flog – standen in einem Kreis um mich herum. Unsere Eltern riefen uns praktisch gleichzeitig zum Essen rein.

Donnerstag, 29. November 2012

Schrott

Das Cover. Gutes Buch.
 "Ich schleifte kaputte Europaletten vom Supermarkt die Bahngleise runter zu meinem Schrottlager im Birkenwäldchen, ich durchstöberte die Fabrik, erst nur den Vorplatz, später die Gebäude, nach brauchbaren Gegenständen, verrosteten Metallteilen jeder Größe, zum Beispiel. Einmal fand ich ein drei Meter langes Plastikrohr. Ich weiß nicht, wie viel Schrott am Ende in dem Versteck im Wäldchen lag, heute habe ich den Eindruck, es muss mindestens eine Tonne gewesen sein. Ich wollte mit all dem Schrott nichts, ich schleppte ihn kilometerweit, nicht, weil ich damit etwas bauen wollte, nicht, weil ich irgendwas damit plante. An diese Geschichte musste ich denken, als ich – über Facebook, natürlich – die Nachricht bekam, ich solle doch einen Essay über Facebook schreiben."

Mehr hier. 


2010 war Facebook noch anders als heute. Es gab die neue Timeline noch nicht, es gab die Funktion, dass man Kommentare liken konnte noch nicht. Trotzdem waren wir - die Autoren des Buches und die Herausgeber - von Facebook fasziniert. Es war eine Maschine, die wir gerade erst so richtig entdeckten, eine Maschine, die wie für uns alles gemacht war. 

In meinem Freundeskreis sind hauptsächlich Journalisten, Autoren, Theaterleute, Kulturvolk, eben, und Facebook bot uns die Möglichkeit, uns auszutauschen, auf das hinzuweisen, was wir gerade so taten, was wir gerade dachten. Damals - und heute immernoch - ist mein Facebook-Stream eine glitzernde Angelegenheit voller interessanter Werkstattgespräche, voller Notizen und Artikeln von klugen Menschen, wie sie die Welt um uns herum beobachten, ich habe schon mehr als nur ein Projekt über Facebook geplant. 

Dieses Buch - "Statusmeldungen. Schreiben in Facebook." steckt voller Essays dieser Leute darüber, was ihnen Facebook bedeutet. Was Facebook kann, wenn man versucht, es kreativ zu benutzen. Kaufen kann man es hier, beim Blumenkamp-Verlag, in dem dann später auch das von mir herausgebene Standardwerk übers Luftgitarrespielen erschienen ist. 

Mittwoch, 28. November 2012

Tristesse brutale

Verfall eines Traumes. Bild von mir.
"So sehen also Träume aus, wenn sie verfallen. Rostiges Drahtwerk, das aus zerbröckelndem, rohem Beton schaut, Durchgänge, die mit Brettern vernagelt sind, Fahrstühle, die sich nur mühsam auf die höheren Ebenen hochächzen, Etagen, die einfach komplett gesperrt sind, weil im Boden riesige Löcher klaffen, der Weg zur KiTa ein einziger dunkler Gang, den man Kinder und Erwachsene noch nicht einmal am hellen Tag entlang schicken würde. Und über allem das ständige Tropfen von Wasser und das Surren flackernder Neonröhren."
Mehr hier.


Hannover ist keine schöne Stadt, zumindest nicht architektonisch, da kann man nichts machen: Alles steht voll von diesen nach dem 2. Weltkrieg schnell hochgezogenen Betobauten, grau, funktional, nach irgendwelchen völlig veralteten Bauidealen konzipiert. Damit ist Hannover nicht alleine.

Das Ihme-Zentrum allerdings ist ein völlig andere Geschichte, eine, die mich immer wieder fasziniert, wenn ich zufällig dran vorbeigehe. Das Ihme-Zentrum ist monumental, wirklich monumental. Es nimmt eine ganze Halbinsel ein, es könnten so viele Menschen darin wohnen wie in einem eigenen Stadtviertel, es hat das größte zusammenhängende Betonfundament Europas. Unter allen Bausünden, die es in Hannover so gibt, war das Ihme-Zentrum die ambitionierteste, und ist dann auch am schlimmsten nach hinten los gegangen: Im Moment verfällt es, die unteren Geschosse stehen leer, jede Investition in die Gebäude ist schief gegangen, jeder Renovierungsversuch war bis jetzt ein Geldgrab, an dem die beteiligten Firmen sich die Zähne ausgebissen haben. 

Das Spannende am Ihme-Zentrum - mal abgesehen davon, dass es ein Lehrstück über die Architektur der 70er Jahre und die Verflechtungen amerikanischer und deutscher Investoren ist - ist, dass es mittlerweile seine eigenen Großstadtmythen produziert. Ständig verschwinden dort Menschen, es gibt Spekulationen über eine überflutete U-Bahn Station irgendwo in den Kellereingeweiden des Gebäudes, in einem der Türme ist angeblich ein nie in Betrieb genommenes Schwimmbad. Langsam aber sicher bewegt sich das Ihme-Zentrum in Richtung Lovecraft. 

Und weil ich Lovecraft, monumentale Dinge und Ruinen mag, bin ich eines Tages mit meiner Kamera losgezogen, habe eine Ortsbegehung gemacht, ein bisschen recherchiert und eine Reportage inklusive schicker Fotostrecke darüber gemacht. Die verlinkte Reportage ist zwar zwei Jahre alt, aber es hat sich an den Zuständen dort nichts großartig verändert. Nach wie vor passiert nichts, nach wie vor gibt es keine Investoren und kaum Pläne, das Ihme-Zentrum in naher Zukunft wieder etwas bewohnbarer zu machen. Es gibt Ideen, das schon, immer wieder neue, aber es passiert nichts.

Noch zwei interessante Seitenarme der Sache: Einen Tag nachdem die Reportage erschien, rief mich Pressesprecherin der Landesbank Berlin an, die im Moment Hauptgläubiger der Unternehmen ist, die sich am Ihme-Zentrum die Zähne ausgebissen haben, und wollte ein paar Fakten richtig stellen. In der ersten Version des Artikels hatte ich leicht missverstanden, was genau ein Insolvenzverwalter eigentlich tut, aber, zu meiner Verteidigung: Das ist nicht mein Fachgebiet, und außerdem ist es kompliziert. Nachdem die Pressesprecherin mir eine halbe Stunde lang Insolvenzrecht erklärte, müsste es jetzt aber stimmen. 

Und: Zur verlinkten Reportage gibt es noch eine Prosaversion, die unter dem Titel "Unter den Türmen hinter der Stadt" im März 2012 in der Bella Triste Nr. 32 erschienen ist [Ich werde sie in den nächsten Wochen auch hier ins Blog stellen].


Dienstag, 27. November 2012

Penisse

Sie sieht dich. Bild von hier.

Dieser Essay entstand ursprünglich für einen Wettbewerb für Radioessays, und schaffte es dann offensichtlich doch nicht, jemanden von sich zu überzeugen. Das Thema was "Der / die / das nächste, bitte", und ich weiß nicht, warum er nicht genommen wurde. Vielleicht, ziemlich oft das Wort "Penisse" benutzt wird. Vielleicht, weil das Thema doch etwas arg nerdig ist. 

Vielleicht ist er auch einfach nur schlecht. Andererseits konnte ich ihn ja doch veröffentlichen, und habe von der ein oder anderen Seite Gutes darüber gehört.



Heute wirkt er ein bisschen altbacken, als sei schon viel mehr Zeit als die zwei Jahre vergangen, seitdem er entstanden ist. Spricht heute noch jemand von Chatroulette? Ich wusste noch nicht einmal, ob die Seite noch online ist. Sie ist es noch, Und sie funktioniert noch. Und an ihrer Penislastigkeit hat sich auch nichts geändert. 



Andererseits glaube ich, über Chatroulette hinaus, dass die grundsätzlichen Aussagen des Essays noch aktuell sind: Dass der Raum, in dem man im Netz agieren kann und soll konsequent kleiner wird. Dass Aufmerksamkeit generieren heißt,  die User davon abzuhalten herauszufinden, was es sonst noch gibt, was das nächste ist. Und dass es genau deshalb immer wieder etwas neues, etwas nächstes gibt. Dass Chatroulette auch schon wieder alt ist und keinen mehr interessiert, ist auch nur ein Symptom davon.



Penisse sind erst der Anfang


Eigentlich ist das System "Chatroulette" ganz einfach, wenn man es nach dem Abflauen der Hysterie betrachtet: Man setzt sich vor die Webcam, und Chat- Roulette verbindet einen per Zufallsgenerator mit jemandem, der gerade genau dasselbe tut.

Leider ist das allzuoft jemand, der meint, ihm beim Masturbieren zuzusehen, sei genau das, worauf sein neuer, zufälliger Freund gerade noch gewartet hätte.

Jeder Chatroulette-Nutzer ist anonym. Und wer anonym ist, hat mit niemandem Konsequenzen auszuhandeln als mit sich selbst. Also sind alle Regeln erst einmal außer Kraft gesetzt. Sowohl diejenigen die Chatroulette vorgibt - „16+, clothes“ - als auch grundlegende Regeln des menschlichen Zusammenlebens wie „Du sollst Fremden nicht deinen erigierten Penis zeigen und sie dann noch fragen, ob sie dir ihre Brüste zeigen“ Oder umgekehrt, auch das soll es geben. Positiv formuliert heißt das: Bei Chatroulette ist jeder sich selbst überlassen.

Der Notausstieg ist der Next-Button, unten rechts, unter dem eigenen Bild: Wenn meine Maßstäbe und die des Partners nicht zusammenpassen, steige ich einfach aus. Oder, weniger drastisch formuliert: Wenn der Partner mir zu nackt, zu angezogen, zu dünn, zu dick, zu dumm, zu klug oder zu laut ist, wenn ich also, nach Hundersttelsekunden oberflächlicher Bewertung zu dem Schluss komme, dass wir nicht zusammenpassen, kann ich schnell und einfach verschwinden. Das ist die einzige Regel, die bei Chatroulette gilt. Wer nicht will, kann weiter. Immer, jederzeit. Der Nächste wartet schon.

Die Gier nach Aufmerksamkeit

Viele Chatroulette-Nutzer gieren nach Aufmerksamkeit. Manche Nutzer inszenieren regelrechte Sekunden-Performances, um den Anderen sofort zu fesseln und bei der Stange zu halten. Es gibt einen Nutzer – man stolpert hin und wieder mal über ihn oder seine Nachahmer – der in Sekunden eine Zeichnung seines Gegenüber anfertigt. Es gibt Musiker an buchstäblich jeder Art von Instrument, von Zeit zu Zeit sogar komplette Bands, die für den Anderen vor der Webcam agieren: Ein Wohnzimmerkonzert über den Atlantik hinweg. Der Next-Button generiert tausendfach kreative und ungewöhnliche Strategien, die nur dem einen Zweck dienen, den Anderen davon abzuhalten, ihn zu benutzen. Ähnlich gilt das auch bei Facebook: Man will eben nicht zu einem beliebigen Teil des Nachrichtenstreams seiner Freunde werden. Es ist die Suche nach zumindest einem User, der den „Gefällt mir“-Button klickt, zumindest einem, der nicht den „Next“-Button klickt.

Anders ausgedrückt: Diese Selbstinszenierung ist auch ein Marktmechanismus. Das Netz ist eine endlose Überforderung von parallelen Streams, es gibt immer ein Nächstes. Und noch eines. Und noch eines. Die Kunst ist, den Anderen das Nächste vergessen zu lassen. Diesen Mechanismus zu finden, der den Anderen für eine Zeit lang innehalten lässt, ist der Heilige Gral des Internets. Gewonnen hat eigentlich schon, wer das nur für eine Minute schafft. Das gilt für gestandene Nachrichtenredaktionen genauso wie es für Inhaber von Katzenblogs gilt. Gewonnen hat, wer den Anderen dazu bringt, sich eben nicht das Nächste anzuschauen, sondern diesen Artikel, diesen Post, diesen Teil des Streams. Wer Aufmerksamkeit will, braucht Strategien, sie zu generieren. Und je größer das Angebot ist, desto ausgefeilter müssen diese Strategien sein.

Anonymität ist out

Die Anonymität und das Spiel mit Identitäten im Netz sind in letzter Zeit aus der Mode gekommen. Wer durch die Ruinen der einstmals blühenden Zivilisation von Second Life wandert, bekommt einen guten Eindruck davon. Auf keiner der aktuellen Social-Networking-Seiten wird mit Pseudonymen gearbeitet, im Gegenteil, der richtige Name ist ja gerade erforderlich, wenn man auffindbar sein will. Facebook ist das genaue Gegenteil von Anonymität. Man legt sich selbst dort möglichst genau an, man ist tausendfach gespeichert und verlinkt. Und die Anderen, diejenigen auf der Freundesliste, machen mit. Was eben genau der Grund ist, weshalb Facebook nicht von masturbierenden Armeen niedergerannt wird. Der nächste Mensch, den ich wirklich kenne, ist nie weit entfernt. Jeder kennt die Geschichte von dem, der seinen Chef anrief, und sagte, er sei krank, und danach die Fotos von der gestrigen Tour durch die Kneipen hochlud. Und dabei vergaß, dass sein Chef auch gleichzeitig einer seiner Facebook-Freunde war. Wegen des Spiels mit Anonymität ist Chatroulette in den Medien auch als das „Anti-Facebook“ bezeichnet worden. Das ist nicht weit genug gedacht. Natürlich, niemand gibt bei Chatroulette Informationen über sich Preis, jedenfalls nicht so, wie bei Facebook. Keiner der Partner kennt den Namen des Anderen, seinen Standort, seine Meinungen, was er mag und nicht mag. Es gibt nichts als das Kamerabild des Anderen. Privater als das kann man kaum noch werden. Denn diejenigen, die dem Anderen eine Sekundenperformanz bieten, und diejenigen, die ihren Penis vorzeigen, das sind bei Chatroulette die Ausnahmen, das sind die Extreme. An denen kann man zwar gut erklären, zu welchen Höhen oder Tiefen diese Zufallskamerabekanntschaften animieren können. Meistens aber ist der Andere jemand, der den Kopf geneigt hat oder in die Hände stützt und dabei gelangweilt in die Kamera schaut. Der an seinem Schreibtisch sitzt, oder in seinem Wohnzimmer, manchmal auch im Bett liegt. Der, mit anderen Worten, zuhause ist.

Das private Molekül des Anderen

Facebook ist eher textbasiert, damit abstrakter, kontrollierbarer. Chatroulette erlaubt den unverstellten Blick ins Gesicht eines Fremden, in seine Wohnung. Die Bewertungsmechanismen funktionieren genau wie bei jemandem, der sich ungefragt im Café mit an den Tisch setzt. In Sekundenschnelle prallen Menschen aufeinander, wird der Andere aufgrund spärlichster Informationen in eine Schublade gesteckt. Einerseits sind die Informationen für eine solche Einordnung bei Chatroulette geringer: Der Andere ist nicht komplett da, nur ein kleiner, verzerrter Webcam-Schnipsel, nur ein Molekül des Anderen. Andererseits gewährt er auch Einblick in seinen Wohnraum, oft tatsächlich in einen so privaten Raum wie das Schlafzimmer. Das Problem ist, dass sich Intimität dabei schnell und sehr unmittelbar einstellt, Nähe aber nicht. Es ist, als wäre man bei einem völlig Fremden zu einem Gespräch eingeladen, während dieser gleichzeitig auch bei einem selbst eingeladen ist. Was wiederum bedeutet, dass beide sich bewegen wie in einer fremden Wohnung: Vorsichtig, weil sie nicht wissen, was erlaubt ist und was nicht, was sie anfassen dürfen und was nicht.

Das neueste Kolonisierungsprojekt

Auf jeder anderen Kommunikationsplattform, die im Internet gab und gibt, kommt man leichter mit Fremden ins Gespräch. Das ist vor allem eine Frage des Raums, in dem man sich begegnet: Ein ganz normaler Chatraum ist wie eine weiße Wand im öffentlichen Raum, die kollektiv beschrieben wird, und damit in Besitz genommen. Ein Raum wird erobert. Second Life funktionierte ähnlich, nur, dass der Raum nicht nur erobert werden konnte. Er konnte dauerhaft verändert und eingerichtet werden. Er konnte bewohnt werden. Ähnlich funktioniert Facebook, nur eben nicht anonym. Hier wohnen keinen Avatare, sondern echte Menschen. Sie verlängern ihren Wohnraum ins Netz hinein, sie richten sich richtigehend ein: Sie tapezieren ihr Profil, sie hängen Fotos auf, sie bauen einen Plattenschrank. Das eigenartige, und einzigartige an Chatroulette ist, dass es keinen Raum baut, der vom User zu kolonisieren wäre. Im Gegenteil, Chatroulette schafft diesen Raum konsequent ab. Bei Chatroulette wird nicht das Netz bewohnt, sondern der Wohnraum dahinter, und Chatroulette verbindet nur. Chatroulette erweitert nicht den Wohnraum ins Netz, es erweitert das Netz in den Wohnraum.

Das Netz ist von jeher ein Medium des Nebensächlichen gewesen, ein Medium unter der totalen Herrschaft des Nächsten, das ja immer schon da ist. Als schnelllebigstes Medium kann es nicht anders. Das geht sogar soweit, dass das Unwichtige mit dem wichtigen Tür an Tür wohnt, so dicht, dass es keine Unterschiede gib. Das Medium verwandelt seinen Inhalt, nicht der Inhalt das Medium. Im Netz wird alles zur Randnotiz. Wenn nun über die Belanglosigkeit beispielsweise von Twitter-Posts oder dem Facebook-Status gemäkelt wird, vergessen die Mäkler gern, dass genau das ein Symptom des Mediums ist. Genausogut könnte man man kritisieren, dass es im Radio keine Bilder gibt. Über Belanglosigkeit einzelner Posts im Netz zu mäkeln, ist auch und vor allem sinnlos, weil es den ganzen Rest ausblendet: Dass das Internet ein Medium des Nebensächlichen ist, hat auch und vor allem damit zu tun, dass es ein Archivierungsmedium ist. Es geht nicht um den einzelnen Post, es geht um das riesige Projekt alles, aber auch wirklich alles, zu archivieren, diesen unendlichen leeren Platz, der zur Verfügung steht, mit Information anzufüllen. Das Netz ist das neueste große Kolonierungsprojekt der Menschheit.

Keine Vergangenheit

Der Next-Button bei Chatroulette ist eines nicht: Ein Back-Button. Selbst die frühesten Chaträume, selbst die ältesten Newsgroups haben eine Vergangenheit, wenigstens insofern, dass beim aktuellen Chat immer zu dessen Anfang zurückgescrollt werden konnte. Chatroulette kennt kein zurück: Wenn der Andere weg ist, ist er weg. Es gibt keine Timeline wie bei Facebook, es gibt keine Chathistory, mit Hilfe derer man noch einmal an den Anfang zurückkehren könnte. Was in der Natur der Konstruktion von Chatroulette liegt. Es gibt ja keinen Raum, in dem irgendetwas archiviert werden könnte. Man muss das noch einmal betonen: Chatroulette eliminiert die Vergangenheit. Chatroulette hat keinen Raum, es verbindet nur Räume. Alle anderen Kommunikationsplattformen im Internet erweitern den verfügbaren Raum auf irgendeine Weise, und bieten irgendeine Art von Archiv. Chatroulette arbeitet einerseits dem Medium Internet zu, in dem es die Gegenwart und das Nächste zu den einzig gültigen Zeiten erklärt. Andererseits arbeitet es gegen das Medium, indem es die Vergangenheit leugnet, und keinen neuen Raum schafft, der zur gemeinsamen Kolonisierung freigegeben wäre. Im Gegenteil: Es verengt den verfügbaren Raum – für beide Beteiligten – auf einen kleinen, verpixelten Kameraauschnitt, der immer schon vom Anderen besetzt ist.

Und was kommt dann?

Wie geht es weiter? Natürlich lässt sich das nicht sagen, etwas anderes zu behaupten wäre nichts als die übliche prophetische Scharlatanerie selbsternannter Netzseher. Was sich allerdings sagen lässt, ist dass Chatroulette der vorläufige Höhepunkt einer schon jahrelang andauernden Verlagerung ist. Vor ein paar Jahren noch war das Internet hauptsächlich ein Archiv, einfach eine Ansammlung von Texten, Bildern und Videos, die auf unendlichem Raum verstaut wurden. Facebook, Twitter, und wie die ganzen Websites des Augenblicks heißen, haben damit begonnen, das Statische der Archivfuntkion zugunsten dynamischer Timelines aufzulösen. Das wiederum ergab eine Verlagerung von der Vergangenheit hin zur Gegenwart und zur Zukunft. Sie haben auch damit begonnen, das Netz als einen Teil des Wohnraumes zu begreifen, der eingerichtet und gepflegt werden muss, und damit eine Verlagerung von der Neutralität eines reinen Archivs hin zur Privatisierung des Netzes angestoßen. Gleichzeitig wird der Raum, auf dem tatsächlich agiert werden kann, immer kleiner. Obwohl das Netz theoretisch unendlich Platz bietet, ist die Zeichenzahl beschränkt, wird der Abstand zwischen den Posts immer kürzer. Chatroulette eliminiert die Vergangenheit restlos, schafft den Aktionsraum komplett ab und ist damit – vorläufig – die extremste Entwicklungsstufe eines jahrelangen Trends. Dass Chatroulette häufig abgetan wird als ein Spielzeug, in dem viel zu oft Penisse auftauchen, ist schade. Denn Penisse sind erst der Anfang.

Schrottmacher

Eines der Korthoff'schen Familienautos.
Bild von mir.
"Das urbane Wasteland am Rande der Stadt: Das ist das Setting, in dem die Familie Korthoff Tag für Tag, Woche für Woche ihre Stunshow "Dynamit auf Rädern" zeigt, manchmal sind es die Parkplätze von Supermärkten, manchmal von Baumärkten, der ein oder andere Volksfestplatz ist auch mal dabei. Der Tourplan liest sich wie ein Best-of der deutschen Provinzstädte, von denen man schon mal gehört hat, aber nicht genau weiß, wo sie liegen: Alfeld. Peine. Bielefeld. Hildesheim. Büren. Gudensberg. Wolfhagen. Dort bauen sie ihre „Arena“, auf, Arena, so nennt das Korthoff'sche Familienoberhaupt es: Ein rechteckiges Areal, gebaut aus Planen, die vom vielen Transport etwas schmuddelig sind, in den Farben der amerikanischen Flagge. Vorne, da, wo das Kassenhäuschen ist, stehen knallorangene Stellwände"
Mehr hier.


Ich mag monumentale Dinge,  ich mag Explosionen, ich mag es, wenn Sachen völlig sinnlos kaputt gehen. Nicht, das das krankhafte Ausmaße annähme, aber trotzdem: Es hat einen gewissen Reiz zu sehen, wie beispielsweise Autos zerlegt werden. Oder Gebäude gesprengt. Vielleicht ist das aber auch ein Charakterfehler.
Vor allem aber mag ich eine gut inszenierte Show. Und ich mag es, wenn ich eine leere Stelle ausfüllen kann, wenn ich beschreiben kann, was vorher noch nicht beschrieben worden ist, oder zumindest nicht adäquat, nicht in der Länge, die es verdient hätte.
Es gibt zwar eine Menge Artikel, die sich mit der Stuntshow "Dynamit auf Rädern" der Familie Korthoff [Vorsicht mit dem letzten Link, es gibt da Comic Sans in Neongrün] beschäftigen, aber das sind alles kurze, kleine Artikel, kaum mehr als Nacherzählungen von Action, die viel mit klischierten Wendungen wie "Action, Speed und Nervenkitzel" oder "Benzin im Blut" arbeiten. 

Für mich lag die Faszination, nach etwas Recherche, vor allem darin, wie viele dieser Familien mit Stunshows über die Supermarktparkplätze der deutschen Provinz touren, und wie altbacken, die eigenartig traditionell diese Vorstellung von einer fahrenden Schaustellerfamilie ist - und wie diese Idee aber gleichzeitig versucht wird, in etwas neuere Zeiten zu überführen, wie versucht wird, die Show zeitgemäß zu machen.

Gleichzeitig faszinierte mich, wie langsam und bedächtig diese Show, die eigentlich Schnelligkeit versprach, dann am Ende inszeniert war. Wie vorsichtig sie dann durchgeführt wurde. Ich hatte schnelle Schnitte erwartet, etwas ohne Atempause, ohne zu bedenken, dass Schnelligkeit wahrscheinlich eher bedeuten würde, dass die Fahrer in ihren Schrottautos zu Unfallopfern werden, und ohne zu bedenken, dass es auch schlicht ein - ziemlich großes, vom inszenatorischen Standpunkt her fast unlösbares - logistisches Problem ist, irrsinnig viele Autos auf begrenztem Platz so schnell wie möglich dorthin zu stellen, wo sie hingehören. 

Ich hätte den Artikel gerne länger gemacht, und ich hätte gerne mehr über diese Familie erfahren. Ich hätte gerne Wochen und Monate mit ihnen auf Tour verbracht - das ist tatsächlich auch noch ein Traumprojekt, etwas, das ich gerne machen möchte, und auch machen werde: Einfach mal irgendwo einzusteigen, wenn ich das nächste Mal dieses Schild sehe, auf dem steht: "Junger Mann zum Mitreisen gesucht."

Montag, 26. November 2012

Wütende Notizen


Ich bin kein wütender Mensch. Eigentlich.  Aber als ich Detlev Holland-Moritz' Buch "Promoter" zur Rezension in die Finger bekam (oder, um genauer zu sein: die Druckfahnen davon, die der Verlag mir zuschickte), ging es ein wenig mit mir durch. 
Zum Einen, weil das Buch klingt, als hätte es ein verwirrter taz-Redakteur geschrieben, der seit 1985 weder den Fernseher noch das Radio angemacht hat, weil er die Welt da draußen und diese ständige Überreizung nicht mehr erträgt.
Zum Anderen, weil es ein böses und arrogantes Buch ist, das keine Meinung zulässt außer seiner eigenen. Und versucht, seine Deutungshoheit mit stilistischen Avantgardespielchen aus den frühen 90ern zu rechtfertigen. 
Ich las die Druckfahne auf mehreren Zugfahrten, und kritzelte den Rand mit wütenden Bemerkungen voll. Für meine Besprechung des Buches auf WDR3, die Sendung hieß "Gutenbergs Welt",  und lief im Juli 2011, fasste ich die am wenigsten bösen Randkritzeleien zu einem Beitrag zusammen. Ich würde die Sendung hier gerne verlinken, aber leider steht sie nicht mehr online. Das Thema war, wenn ich mich richtig erinnere, "Schweifen, streunen, sich verlieren."

Es ist möglich, dass die Besprechung ein wenig unfair ist. Und genauso arrogant wie das Buch. Aber andererseits: Purer Affekt. Passiert mir auch nicht so oft.




Notizen, an die Druckfahne von Detlev Holland-Moritz' „Promoter“ gekritzelt


Manchmal muss man die Axt nehmen.
Bild von hier.
Detlev Holland-Moritz liebt Patti Smith: In einer der klarsten, verständlichsten Passagen in seinem Buch „Promoter“ ist er auf einem ihrer Konzerte, steht mit den anderen Mittfünfzigern vor irgendeiner Berliner Waldbühne, und findet alles ganz großartig. Die Szene ist in der Mitte des Buches, aber in welcher Reihenfolge man die losen Notizen liest, ist sowieso egal.

Holland-Moritz liebt auch Adorno: Der Bruch, dieser Konflikt, der hier versucht wird, mit einem irrsinnigen Mix zu lösen: Das wäre passiert, wenn man Adorno gezeigt hätte, wie ein DJ-Pult funktioniert: Es gibt keine Themen, keinen Beat. Da wird gegen den Strich gemixt, als wäre anything goes nicht schon längst nach hinten losgegangen. Was nützt der klügste Mix, wenn er nur Kunst und kein Tanz ist?