Freitag, 9. August 2013

Vier Wochen Probeabo Teil IV: Arsch auf Eimer

Seit Jahren habe ich keine Print-Zeitung mehr gelesen. Jetzt habe ich mir ein kostenloses Probeabo bestellt. Eine Erkundung.

Zum ersten Teil geht es hier.

Zum zweiten Teil geht es hier.


Zum dritten Teil geht es hier.


Eine Kiste voll Altinformation. Bild von mir.

Seit gestern liegt meine letzte Probeabo-ZEIT im Altpapier, irgendwann muss ich mal runtergehen und das wegwerfen, aber erstmal muss ich sagen: Der Zeitpunkt passt wie Arsch auf Eimer (ich war mir immer nicht sicher, ob ein Arsch gut auf einen Eimer passt oder nicht, aber ich glaube, gut). 


Springer und Amazon spielten im Laufe der Woche fleißig Print-Monopoly, und seitdem kacken sich alle deswegen an, aber nicht nur deswegen, es wird - selbstverständlich, weil es ja auch Journalismus ist - auf- und großgeblasen, es geht immer und sofort ums Prinzip. 

"Wahrscheinlich sitzen in dieser Sekunde in etlichen deutschen Redaktionsstuben wieder irgendwelche früh ergrauten Feuilletonnisten über Essays, die ihren Lesern erklären wollen, warum nur gedruckter Journalismus wahrer Journalismus ist. Auch sie werden wieder zum großen Adjektivstreuer greifen und eifrig Wieworte der Gewichtsklasse "Wichtig" über ihre Wörterwürmer streuseln: glaubwürdig, bewährt, welterklärend, unverzichtbar, qualitativ hochwertig, anerkannt, gesellschaftlich relevant, schön, sexy. Und einige dieser Schreiber - die ganz eitlen - werden insgeheim sich selber damit meinen."
schreibt Mario Sixtus, der freundliche Netzprophet von nebenan bei Spiegel Online, und 

"Diese alten Handwerker machen seit 5, 10, 15 Jahren irgendwas mit Neuen Medien und im Nebenberuf Medienkritik an den alten Medien. Viele waren zwischenzeitlich auch mal in der New Economy, aber das Absacken der Verkaufszahlen von Tageszeitungen begleitete sie verlässlich beim Aufstieg und in jenen Tagen, da sie sich keine Zeitung mehr leisten konnten. PR-Arbeiter, Medienprofessoren, öffentlich-rechtliche Unterkommer und Buchautoren konnten darauf wetten, dass die Verkäufe zurückgingen. So mies, dass sie sich nicht an dieser ehernen Wahrheit festhalten konnten, ging es ihnen nie. Und weil sie damit schon immer recht hatten, haben sie sich auch viele Begriffe zurechtgelegt, mit denen sie diese grandiose Wahrheit immer und immer wieder plakativ vermitteln. Und natürlich auch ihre wohlfeile Zukunftsvision, in der ihre Neuen Medien den Endsieg über das gedruckte Papier davon getragen haben."
erwidert jemand, der sich Don Alphonso nennt nebenan bei den FAZ-Blogs

Es ist ja, muss man sagen, wunderbar. Ich persönlich mag so etwas, ich schaue mir immer gerne an, wie die Leute sich gegenseitig quälen und so lange verquirlen, bis niemand mehr so richtig Recht hat, oder vielleicht auch immer alle Recht haben, und die ganze Geschichte langweilig wird. Irgendwie so etwas. Hier übrigens noch viel mehr davon

Für mich und meinen neuen Haufen Altpapier in der Küchenecke ging es nie wirklich darum: Es ging nie darum, dass er irgendwie altbacken sein könnte, oder von mir aus auch verlässlich und sexy, einfach so, aus Prinzip, weil er in dieser großen, weiten Welt existiert, die irgendwie aber vielleicht auch andersrum funktioniert. Für mich ging es immer um die Texte, die darin stehen: Bringen sie mir etwas neues? Lese ich sie gerne? Sind sie gut geschrieben und/ oder wichtig? Und darauf muss ich, ohne Unterschied zwischen digitalem oder analogem Content sagen: Ja, manchmal. Ich habe mich immer wieder über Texte in der Print-ZEIT gefreut, genau, wie ich mich immer wieder über Texte in irgendwelchen digitalen Ecken freue. Ich habe mich auch analog und digital immer wieder über Texte geärgert, die schlampig und unschön geschrieben waren, die bekloppte Meinungen vertreten haben, oder mir sonstwie nicht gefallen haben.

Zugegeben, wenn ich aktuelles will, dann kucke ich im Netz nach. Aber das ist dann immer nur der reine, langweilige Faktenjournalismus. Wenn ich, was mir wichtiger ist, gute Texte will, dann kann ich die überall finden. 

Für mich persönlich ist übrigens das größte Argument gegen Print-Zeitungen meine Bequemlichkeit: Wenn ich die Wahl habe, runterzugehen, morgens, noch kaum angezogen, und mir die Zeitung hochzuholen oder das Tablet von irgendwo her zu fummeln, dann gewinnt das Tablet. Das Print-Produkt schaffe ich immer erst nach dem ersten Kaffee. Ich glaube ja, das ist das wichtigste Argument in der ganzen Debatte, und bis jetzt habe ich noch nicht gelesen, dass es jemand benutzt hätte. Aber das ist wohl auch nicht zu erwarten von Leuten, bei denen es immer gleich ums Prinzip geht. 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen