Donnerstag, 13. Dezember 2012

Wutwürstchenbakterien

"Lustig ist ja, dass die Handvoll Königsblogger, die übrig geblieben sind, und die sich nach wie vor als Speerspitzen einer diffusen Art von Gegenöffentlichkeit verstehen, zu hysterischen, profilneurotischen Marktschreiern entwickelt haben, die hauptsächlich die Schlüsselreize der verdauenden Netzbakterien aktivieren als tatsächlich etwas zu tun."
Mehr hier.


Einfach mal ins Tuch beißen, statt laut zu schreien.
Bild von hier.
Eine lange Geschichte, ganz kurz: Der verlinkte Text ist ursprünglich in der ersten Ausgabe der eigenartig-wunderbaren Zeitschrift "echauffier - Magazin für Empörung" erschienen, so gegen Mitte 2011, zu den großen Zeiten des Wortes Wutbürger (sagt man das noch? Oder sind jetzt alle einfach so wütend?). Ich beobachtete zu der Zeit, dass die Menschen in meinem Facebook-Stream sich plötzlich immer mehr politisierten, was das eben auf Facebook heißt: Weniger Spiele, weniger Kätzchen, mehr Links zu Petitionen und mehr große Appelle. 

Ich wusste damals - und weiß heute auch noch - nicht, ob ich das jetzt gut finden soll. Ich bin ein eher unpolitischer Mensch (ich habe meine Gründe, sie mögen falsch oder richtig sein, aber sie sind ziemlich kompliziert, ich lasse das hier jetzt mal weg, diskutiere das aber gerne privat). Selbstverständlich finde ich es generell eher wünschenswert, dass die Menschen, die sich da in meinem Facebook-Stream artikulieren, der Meinung sind, es liefe etwas schief. 

Allerdings gibt es da diese feine Linie zwischen Artikulation und Belästigung, und die wird gerne mal überschritten. 
Mir ist es mal passiert, dass mich ein Greenpeace-Mensch fragte, ob ich nicht etwas für die Pandas spenden wolle, das war in einer Ubahn-Station, und ich sagte: Nein, und der Greenpeace-Mensch verfolgte mich tatsächlich noch ein paar hundert Meter, und fragte immer weiter, und ich sagte immer wieder Nein, und am Ende fragte er: Mögen Sie denn keine Pandas? Jeder mag doch Pandas. 
Ich mag zum Einen die Art nicht, wie mir da suggiert wird, dass ich ein schlechter Mensch bin. Und zum anderen mag ich es nicht, so belästigt zu werden.
Auf Facebook übertragen funktioniert das so, dass ich ständig irgendwelche Petitionen unterzeichnen soll, oder ich ständig zu irgendwelchen Demos eingeladen werde, dass bestimmte Artikel oder Aufrufe irrsinnig oft im Stream auftauchen, und egal ob ich das entsprechende Ding jetzt unterstütze oder nicht: Ich empfinde das als leicht belästigend. Und ein bisschen triggert das - je nachdem, wie penetrant da jetzt gepostet wird - auch dasselbe Schuldgefühl wie bei der Sache mit den Pandas. Als sei ich ein schlechter Mensch, nur weil mir das jetzt gerade egal ist (wie sinnvoll oder nicht Facebook als Plattform für politisches Engagement ist, ist nochmal eine andere Frage).  Ich möchte nicht ständig in die Kämpfe anderer Leute reingezogen werden, und ich möchte mich nicht darum kümmern müssen, dass das nicht passiert. 
Ich möchte mir bitteschön selber aussuchen, worüber ich mich aufrege. 

Ich glaube, darum geht es in diesem Text: Dass es mich schlicht irgendwann genervt hat, wenn ich von allen Seiten mit den Idealismen fremder Leute bombardiert werde. Ist jetzt nicht wirklich schlimm, aber, naja, schön ist das auch nicht. Und weil der echauffier ja das Magazin für Empörung ist, habe ich die Aufregungsregler auf 11 gedreht. 



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