Sonntag, 25. November 2012

Wombats


Ok, ganz ehrlich: Den Text hätte ich gerne auf meinem Rechner vergammeln lassen. Ich habe ihn einmal benutzt, auf einer Lesung in Pforzheim, die sowieso eine sehr sehr merkwürdige Angelegenheit war, und eigentlich poste ich den Text nur, damit ich die Geschichte erzählen kann. Es war so, dass ein Pforzheimer Frisör einen Fotografen beauftragt hatte, "künstlerische" Fotos von irgendwelchen Haarmodels zu machen. Ich finde leider ums Verrecken keinen Link, aber: Das war 2006, und die Fotos sahen aus wie etwas, dass 1996 futuristisch war, ungefähr so wie computeranimierten Sequenzen in diesem wunderbaren Stück Musikgeschichte
Wir, also ich und zwei, drei andere - wurden gebeten, zu diesen Bildern Texte zu schreiben, das waren so elfenähnliche Frauen, teilweise sahen sie nach Drogenopfer aus, teilweise tatsächlich mit Elfenohren, viel Lichteffekte im Hintergrund, oft hauptsächlich türkis. Und ich hatte keine Lust. Der nachfolgende Text entstand einfach, weil ich mir sagte: Das ist mir doch scheißegal, ich schreib jetzt über Wombats. 
Es war auch so, dass die Veranstalter, also, der Frisör und der Fotograf, mal gehört hatten, wenn man jung und modern, vielleicht sogar fetzig sein wolle, veranstalte man am besten seine Vernissagen - so nannten sie es - in einer leerstehenden Fabrik.
Und dann stand ich stand da, in einer leerstehenden Fabrik, und redete von Wombats. Ein paar Leute lachten. Eines der Models war auch da, kam hinterher zu mir, und sagte, sie fände Wombats süß. Ich sagte, ich auch. Wahre Geschichte.

Ich mag Wombats wirklich. Den Text eher nicht so.


Wombats für eine beschleunigte Gesellschaft

Ein Haarnasenwombat. Bild von hier
Literatur ist gut, ist schön. Aber wir sollten auch mal ernsthaft werden. Es gibt noch ein Manifest zu verlesen. Wir sollten einmal an die Wombats denken.
Die tun ganzen Tag nichts anderes, als in Löchern herumzuliegen, die sie sich gebuddelt haben, als es ihnen zu langweilig war, in ihren alten Löcher herumzuliegen. Das ist ein schönes, einfaches Leben. Wombats sind sicher froh. 


Das Problem der meisten Leute auf ist ihre sehr unwombatige Einstellung. Bespielsweise würde ein Wombat sich nie dazu hinreissen lassen, bei einer sogenannten Fußball-Weltmeisterschaft mi bemaltem Gesicht sich die Seele aus dem Leib zu schreien. Oder sich über einen Bären in der bayerischen Provinz aufregen.  Wombats täten so etwas einfach nicht. Alles viel zu anstrengend. Menschen, die so etwas tun, sind ganz sicher nicht froh. Würde man solche Anstrengungen von einem Wombat verlangen, er höbe den Kopf aus seinem Erdloch, würde vielleicht einmal träge blinzeln und sich dann wieder hinlegen.



Dabei kann man das evolutionäre Konzept „Wombat“ durchaus als Erfolg bezeichnen. Wombats haben sich in zehntausenden Jahren Evolution kaum verändert, haben keine Zivilisation aufgebaut, keine Kriege geführt. Sie sind dazu schlicht zu faul. Die Grösse, die es erfordert, zu faul für Evolution zu sein, müssen Menschen erst noch erreichen. 
Menschen wollen, ja, müssen sich offensichtlich zwingend verändern, ob sie jetzt Kreissäale, bauen, die Informationsgesellschaft erfinden oder sich frisieren lassen. Alles wird ja auch immer schneller. Und wofür? Es geht ja nicht nur um höchst dubiose Texte über Wombats. All das dient doch dazu, dass wir uns immer schneller im Kreis drehen und dabei Deutschland Deutschland oder Weg mit dem Bären schreien, bis wir kotzen. 
Es ist ein Teufelskreis. Stück für Stück wird unser Wombat abgeschnitten, dauergewellt oder gefärbt. Die Ergebnisse sind alarmierend: Schon jetzt ist der Nördliche Haarnasenwombat vom Aussterben bedroht, es exisitieren nur noch 110 Exemplare. Dem Südlichen Haarnasenwombat und dem Nacktnasenwombat geht es nicht besser. Der Wombat wird komplett aussterben. Wir müssen unseren inneren Wombat wiederentdecken. Wir müssen Löcher buddeln, darin bleiben und allenfalls träge blinzeln, wenn jemand von uns mehr als Lethargie verlangt. Die beschleunigte Gesellschaft braucht keine Lösungen. Sie braucht Wombats.

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