Summer of '07

"Was für ein Lied spielt man, wenn 500 Meter von der Bühne entfernt ein Auto brennt, und kurz danach ein Wasserwerfer- und Tränengaseinsatz gefahren wird? Juli entscheiden sich für 'While my guitar gently weeps.'"

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Protestiermüde. Foto von mir.

Ich frage mich, ganz sporadisch, ganz unwichtigerweise, eigentlich, ob die Proteste 2007 gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm eines der wenigen zumindest ansatzweise kollektiven Erlebnisse meiner Generation war. Ich spreche manchmal mit Menschen darüber, die dort waren, und wenn wir darüber sprechen, tun wir das wie Kriegsveteranen: Wo warst du, als sie bei diesem Konzert mit dem Wasserwerfer ankamen? Wo, als wir alle bei dieser verdammten Hitze durch die Kornfelder marschierten? Wie hast du dich gefühlt, als wir kurz dachten, die Polizei wolle unser Camp stürmen?

So ungefähr hört sich das an. Und danach fühlen wir uns, als gehörten wir zumindest ein kleines Stück zusammen. 

Ich war da, mit dem Auftrag, für die Online-Ausgabe des Fluter eine Reportage zu schreiben, und ich war überfordert: Überfordert davon, dass ich einer alleine war, der diesen ganzen Event abdecken sollte, überfordert von der rigorosen Zeichenbegrenzung, die ich hatte, obwohl es ja nun im Internet genug Platz gibt für ein paar tausend Zeichen mehr. Es wurde dann doch kaum mehr als ein Erlebnisbericht, ein Protokoll der Tage, die ich in Rostock und in den Kornfeldern umzu verbrachte. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das schade finden soll, im Nachhinein war das sicher die beste Option, ich bin ja eigentlich auch ein eher unpolitischer Mensch. Vielleicht würde ich es heute anders machen, klüger, besser, ich weiß nicht. Aber überfordert wäre ich sicher immer noch. 

Als einer der wenigen Journalisten war ich übrigens tatsächlich im Camp der Protestierenden, wo Journalisten eigentlich - aus Gründen, die nur die Paranoia kennt - nicht zugelassen waren.  Immerhin habe ich dort das Geheimwissen erworben, wie man denn so eine Polizeisperre am wirkungsvollsten durchbricht (schnell), was im Fall eines Hundeangriffs zu tun ist (Arme vors Gesicht), und wie man sich am besten durch Raps bewegt (mit Schwimmbewegungen).